Rivarolo Canavese, Italien - Chiesa di San Giacomo

Erbaut 1896
Erbauer Giuseppe Mola
Restaurierung 2009
2 Manuale, 22 Register

Disposition:

Grand'Organo
01 Principale 8'
02 Dulciana 8'
03 Flauto 8'
04 Unda Maris 8' ab c0
05 Ottava 4’
06 Duodecima
07 Decima quinta
08 Flautino 2'
09 Ripieno
10 Tromba 8'
11 Clarinetto 8'

Organo Espressivo
12 Principale 8'
13 Ottava Bassi 4'
14 Ottava Soprani 4'
15 Violone 8'
16 Violino soprani 8'
17 Viola flebile 8' ab c0
18 Flauto 4’
19 Oboe 8'
20 Voce Corale 16' ab c1

Pedaliera
21 Contra basso 16'+8'
22 Basso armonico 8'
23 Violone 8'

Pedaletti:
Concerto Viole (15,16,17,21)
Tremolo
Koppel I-P
Koppel II-I
Terza mano (Oktavkoppel)
Tromba
Ripieno
Fortissimo (2, 3, 10, 11, 21)
 

Der Orgelbauer

Giuseppe Luigi Mola wurde 1837 in Turin geboren. Über das Leben und Wirken seiner Eltern finden sich keine Anhaltspunkte. Der junge Mola wanderte nach Frankreich aus und konnte in Paris bei der bekannten Firma Beaucourt den Klavier- und Harmoniumbau erlernen. Zudem erweiterte er seine Kenntnisse bei der berühmten Firma Cavaillé-Coll. Zurück in Italien gründete er 1851 in Torino an der Via Po 1 die Firma G. Mola.
Gemäss seinem Briefkopf produzierte das Unternehmen Klaviere, Harmonien und selbstspielende Orgeln. Er profitierte von Erfahrungen und Kenntnissen in Frankreich, das damals führende Land in der Entwicklung des Harmoniums. In Ausstellungen in Paris, Mailand, Wien und Turin erhielt Mola verschiedene Auszeichnungen. In Folge der grossen Nachfrage, erweiterte Mola ab 1880 seine Fabrikräume und baute neben der Herstellung von Klavieren, Flügeln und Harmonien Kirchenorgeln. Der Betrieb stellte auch Teile für andere Firmen her.
1889 zügelte "Cavaliere" G. Mola, wie er genannt wurde, seine Werkstätte in neue, grössere Räumlichkeiten an der Via Nizza 82. Es war der erste "Dampfbetrieb" in Italien. Zwei leistungsfähige Dampfmaschinen trieben über Transmissionen die verschieden Holzbearbeitungsmaschinen an.

Aus mehreren Auszeichnungen (Medaille) von Ausstellungen in Melburn, Guatemala und Chicago entnehmen wir, dass die Firma sogar ausserhalb Europas bekannt war. Mit der Teilnahme an der nationalen Ausstellung "Esposizione generale italiana e d’Arte Sacra" 1898 in Turin, erreichte Mola einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere. Aus einer Chronik der Ausstellung in Turin vernehmen wir, dass die Firma 100 Angestellte beschäftigte und etwa 500 Instrumente produzierte. Gesamthaft baute die Firma etwa 30 Kirchenorgeln.
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges verhinderte weitere Pläne Molas (so auch den Bau einer Altersresidenz für seine Mitarbeiter) und die Aktivitäten der Firma. Nach einem arbeitsreichen Leben stirbt Mola 1928 im Alter von 91 Jahren. Heute existieren verschiedene Instrumente Mola’s; z.B. in Turin, Ivrea, Veneria, einige in Ligurien, im Valle di Susa und eine Orgel auf den Kanarischen Inseln.

Die Orgel

Das Instrument wurde 1896 für die schöne Kirche San Giacomo gebaut. Zwei Jahre nach der Erstellung der Orgel von Lanzo baute der damals sehr erfolgreiche Instrumentenbauer Giuseppe Mola die Orgel von Rivarolo rein mechanisch. In Lanzo befindet sich eine pneumatisch gesteuerte Orgel von 1894 (siehe Restaurierung Lanzo Torinese). Warum das damals moderne System nicht angewendet wurde, wissen wir nicht.
Die Orgel mit einer geringen Gehäusetiefe von 1,9 m steht auf einer zirka vier Meter hohen Empore und weist eine optimale Klangabstrahlung in die dreischiffige Kirche auf. Das Gehäuse hat mit der Abmessung von 6,2 x 4 Meter eine harmonische Proportion. Das Schwellwerk ist über der Hauptwerkslade positioniert. Das Pedal ist auf drei Windladen verteilt, links befindet sich die abgedrehte Lade des Basso armonico 8’, rechts die Lade des Violino 8’, an der Kirchenwand steht die Lade für die gossen Pfeifen der Contrabassi 16’ + 8’ (offene Pfeifen).

Die Restauration

Das noch spielbare Instrument war in einem sehr schlechten Zustand; Bälge und Kanäle hatten starke Windverluste in Folge zahlreicher Risse, so dass das Gebläse die Bälge nicht mehr zu füllen vermochte. An der schwergängigen Spielmechanik mussten zahlreiche reibende Stellen umfangreich saniert werden. Hier boten abgeschwundene Wellenbretter mit quer liegenden Wellen besondere Schwierigkeiten, weil die Positionen der Mechanikärmchen durch die starken Veränderungen nicht mehr mit den Ventilabzügen übereinstimmten.
Die Traktur des Pedals für die Ansteuerung von insgesamt drei Windladen, ist mit einer Länge von 11 Metern geradezu "abenteuerlich" gebaut. Bei einer früheren Restauration wurden alle beweglichen Teile reichlich mit Fett eingestrichen. Im Laufe der Jahre hat sich das ungeeignete Schmiermittel zusammen mit dem Staub verhärtet. Zusätzlich angebrachte Rückzugsfedern bewirkten einen hohen Widerstand, so dass viele Winkel gebrochen sind, oder die Verleimungen haben sich gelöst.

Bei der letzten Restauration wurde die originale Pedalklaviatur durch eine radial angeordnete Klaviatur ersetzt. Die Folge war, dass dabei auch die Mechanik und ein Wellenbrett verändert wurden. Wir haben anhand von sichtbaren Spuren die ursprüngliche Situation rekonstruieren können, so dass ein originalgetreuer Nachbau wieder möglich war. Verschiedene frühere klangliche Eingriffe an zwei Zungenregistern konnten weitgehend rückgängig gemacht werden. Die Pfeifen der grossen Oktave des Contrabasso 16’ haben als Besonderheit am oberen Pfeifenkörper mechanisch gesteuerte Klappen für die Halbtöne. Diese Teile mussten unter schwierigen Verhältnissen in der Orgel restauriert werden, da ein Ausbau der 5 m langen Pfeifen ohne einen Abbau der ganzen Orgel unmöglich war.

 

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